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Aus dem Vorwort zum Album "Hüttaliadr"



Gewinnoptimierung, Entsozialisierung, Individualisierung, Singularisierung…, Schlagwörter in einer Gesellschaft, die einem grundlegenden Wertewandel unterworfen ist und je nach Sichtweise einiges zu verlieren hat.

Und jetzt, ein „Hüttenliederbuch“! Aber Hallo! Wer macht denn so etwas und warum?

Harry Häusle, Lehrer von Beruf, Liedermacher, Musiker, Weltenbummler und Freigeist aus Berufung ist so einer. Einer, der sich nicht damit abfinden will, dass Musik zum Geschäftsmodell verkommt und von wenigen Big Playern möglichst gewinnbringend dem Konsum überlassen wird. Er ist überzeugt, dass Musikalität – auch in kleinerer Dosis - als wohltuendes Geschenk in jedem Menschen steckt und Freude bereiten kann, auch wenn nicht jeder Ton dort sitzt, wo er soll. Musik in zugestöpselter Individualität zu konsumieren ist das eine, mitzusingen und mitzuspielen vielleicht doch das Echtere und den Versuch jedenfalls wert.

Harry Häusle lädt mit diesem Buch dazu ein, es wieder zu versuchen, das Miteinander-Singen, das Klampfen, das Vor- und Nachsingen in oder vor „der Hütte“ oder wo auch immer. Er bietet dazu zwölf Lieder an, teils Eigenkompositionen, teils Coverversionen, Songs, die in Melodie und Harmonie gehörfällig und leicht begleitbar sind (Grifftabellen für jedes Lied angegeben). Die Dialekttexte tragen in ihrer herzlich direkten oft auch hintergründig schlitzohrigen Art ganz sicher zum Gelingen des Hüttenabends bei.

Mit spitzer Feder unterwegs ist aber auch Fynn Solèr, dessen Illustrationen witzig und pointiert die Texte begleiten. Für das Buchdesign hat sich David Solèr mächtig ins Zeug gelegt. So ist ein mit Sorgfalt geplantes und ansprechend gestaltetes „Zuhause“ für Harrys Lieder entstanden, das keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Die beiliegende CD mag nicht nur als Lernhilfe dienen, zu sorgfältig und authentisch ist sie gestaltet. Da haben sich drei Musikanten gefunden, die viel mehr als nur eine Projektarbeit verbindet.
Mit Produzent Harry Häusle (git./b./voc.) arbeiteten Martin Domig (b./voc.) und Roland Vonbrüll (akk./b./voc.) derart kongenial zusammen, dass man plötzlich wieder weiß, wie ein alpenländisches Trio zu swingen hat. Harrys sonore Singstimme, sein präzises leichtes Gitarrenspiel, Martins punktgenauer, doch variabler Bass und Rolands intuitives, alles überfliegende, gleichzeitig alles verbindende, luftig schwebende Akkordeon bieten Höreindrücke vom Feinsten.

Gerhard Mariani

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Harry Häusle: „i han a Breatt“



Wenn ein Alemanne eines jener Bretter besingt, die sonst manch einem die Welt bedeuten, muss er es nicht unbedingt vor dem Kopf haben.

Und wenn…, ein Astloch für den scharf fokussierten musikalisch – sprachlichen Durchblick tut sich bei Harry Häusle immer auf. Und wenn einer vor dem Arlberg auch noch auf jene Bretter scharf ist, auf denen schon ganz andere (Tom Waits, Bob Dylan, Paul Simon, Billy Joel,…) gestanden sind, dann muss er entweder gute Freunde haben (siehe booklet), verrückt oder richtig gut sein. Oder alles zusammen, wie sonst kommt solche Musik auf eine Scheibe? Die ins Alemannische heimgecoverten Songs bestechen inhaltlich durch breit gestreute, (womöglich autobiographische) und mit Augenzwinkern servierte Alltagsbefindlichkeiten des als Sänger, Texter, Komponisten, an Gitarre und Keyboards werkenden Allrounders Harry Häusle (inklusive zweier Texte Vorarlberger Mundartdichter).

Musikalisch berühren die 12 Titel durch subtile Eleganz, die sich aus Harrys Gefühl fürs Machbare, seiner stimmlichen Präsenz, der Genauigkeit und peniblen Sorgfalt im Arrangement, ehrlich – rockigem Gitarrensound und gediegener Studioarbeit in fast logischer Konsequenz ergibt. „i han a Breatt“, gut für Ohrwurmzüchter, Arrangement – Feinspitze, Gitarrenfreaks, Nichts – und Allesdenker, Alt – und Jungrocker, kurz für alle Hinhörer – sofern ihnen der Vorarlberger Dialekt nicht spanisch vorkommt.

Gerhard Mariani

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Harry Häusle: "Leaba in Vorarlberg"

MusigReview

Mit dem Nachfolgealbum von „i han a Breatt“ ist Harry Häusle eine CD mit schwungvollen neuen Vorarlberger Dialektsongs gelungen. Diese Musik ist fürwahr „Easy Listening“ für den Hock auf dem Balkon oder für das sommerliche Grillfest. Eingängige Melodien und Texte, die direkt auf den Punkt kommen, laden zum Mitwippen ein.

Herausragend ist die Tatsache, wie in den Texten, die hauptsächlich von Frauen handeln, augenzwinkernd immer wieder die gängigen Klischees karikiert werden. Am deutlichsten kommt dies beim Lied „Rapper Video“ zum Ausdruck.

Mit „Meatile“ ist ihm sogar ein moderner Dialektschlager gelungen, der Hitpotenzial hat.

Harry besingt urtypische Vorarlberg Hobbies, wie das Bergsteigen, das Schifahren oder das Radler-Trinken und erzeugt so eine ausgelassene Vorarlberger Lebensstimmung. (des „Leaba in Vorarlberg“ eben, wie der Albumtitel nahe legt).

Ein musikalisches Juwel ist die langsame Abschlussnummer „D’Sunna goht unter“, die textlich das italienische Flair nach Vorarlberg holt. (einfach schön: die lässige Stimme von Harry, Gastmusiker Peter Vigl auf dem Saxophon und die herzzerreißenden E-Gitarrenklänge von Karlheinz „Gilla“ Podgornik). Der Song steht für ein Statement, das sich durch das ganze Album zieht: Warum weg von Vorarlberg, wenn es hier doch so schön ist? Diese CD ist eine heimliche Liebeserklärung an Vorarlberg. Der Vorarlberg Schriftzug in der Alpenlandschaft, im Hollywood Design gehalten (Coverdesign von Oliver Redl), vermittelt wohl, dass der amerikanische Traum in Vorarlberg viel öfter Wirklichkeit ist, als man meint. So kört sich’s.

Daniel Furxer

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Harry Häusle: "Leaba in Vorarlberg"


Harry Häusles alemannische Seele will es wieder wissen: Kann man denn als sensibel-kreativ-schlitzohriger Musikant in Vorarlberg wirklich (über)leben, wenn man genau daselbst sich weder musikalisch noch von den Themen her anbiedert und sich seinen Spaß am möglichst freien Leben mit zähem Engagement singend und rockend erhalten will. Wie lebt es sich denn so im kleinen Ländle, wo Freiheit vielleicht schneller an Grenzen stoßen kann als anderswo?

Spielt man Harrys neue CD, in der er in 12 Momentaufnahmen solchen Lebenswirklichkeiten auf seine unverwechselbar lebendig-dynamische Weise nachspürt, wächst im Hin-und Dahinterhören das Gefühl: Du singst dich selbst, Mann ! Lust, mal Frust o.k., aber: Du lebt doch gut hier, meistens.

Denn sonst würden die Ideen nicht so sprudeln, würden die fetten Gitarrenriffs magersüchtig, strahlendes Blech matt, Harrys satirischer Humor aufgesetzt und die alle Stückchen spielende Studiotechnik doch nur protzig wirken. Wie der Urheber des Ganzen aber seine eigenen witzig-schnoddrigen, dann wieder ernsthafteren Dialekttexte mit konzentrierter Power, stimmlicher Präsenz, ausgefeilten Arrangements, ausgesuchten Solisten und enormem studiotechnischen Aufwand in Songs verpackt, das verrät, dass Liedermachen bei aller Ernsthaftigkeit seines Tuns für den – in diesem Sinne - alles andere als sparsamen Vorarlberger pure Lebensfreude ist, die er gern nicht nur mit Vorarlbergern teilen würde.

So zeigt Harry Häusles CD „Leaba in Vorarlberg“ ein wenig von dieser fröhlich-beschaulichen, immer auch etwas hintergründigen Lebenslust der Menschen vor dem Arlberg. Und, die fetzig daherkommende Musik hat locker die Kraft, alemannisches Lebensgefühl auch über die ange-stammten Grenzen des Ländles zu transportieren.

Gerhard Mariani